Kritik von Helmut Ludwig
zur LP/MC "Alles, was lebt"
"Hessischen
Pfarrerblatt", Juni 1989, Helmut Ludwig
Die Gruppe HABAKUK, nach dem kleinen Sozialprofeten der Bibel benannt, formierte
sich 1976 aus Impulsen des vorausgegangen Evangelischen Kirchentages in Frankfurt.
Rund 300 Konzerte und gottesdienstliche Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet
und darüber hinaus hat die Band inzwischen durchgeführt. Sie wirkte
bei sieben Kirchentagen mit, unternahm Konzertreisen in die DDR (Halle, Leipzig,
Merseburg) und nach Indien. Sie gab in dreizehn Jahren ihres Wirkens fünf
Langspielplatten heraus. Seit 1985 spielt HABAKUK in der Besetzung der nun
vorliegenden LP/MC "Alles, was lebt".
Diese Produktion, wie die ganze bisherige Arbeit, wendet sich an Menschen,
die in der Hörtradition der Pop- und Rockmusik aufgewachsen sind. HABAKUK-Mitglieder
sind: Angelika Unrath. Sie hat evangelische Theologie, Ethnologie und 3.Welt-Pädagogik
studiert, ist Gründungsmitglied und arbeitet als Gemeindepädagogin
in der Evang. Dreifaltigkeitsgemeinde in Frankfurt a.M., in der auch Eugen
Eckert, Baß, Gesang und Texte, als Vikar tätig war. Christine Veit,
Gesang, arbeitet in einer gynäkologischen Praxis. Torsten Hampel, Tasten
und Gesang, hat in Frankfurt Schulmusik studiert und ist Komponist und Arrangeur
für die Band ebenso, wie Alejandro Veciana, der für die Gitarren
und Gesang steht. Bleibt noch Detlef Schröder, Schlagzeug und Percussion,
der in Frankfurt die künstlerische Ausbildung am Schlagzeug absolvierte
und eine Musikschule in Bad Nauheim leitet. In dieser Besetzung spielt und
singt HABAKUK "Alles, was lebt".
Seite 1: "Ich hab ein Lied für dich gemacht", das ist ein guter
Auftakt. Mitreißend, besonders konzertant gestaltet, mit gastierenden
Bläsern kongenial eingespielt und gesanglich begeisternd "Friede
diesem Haus". Dagegen zunächst getragen, dann aufwühlend und
sehr eindringlich: "Endstation - Auschwitz-Birkenau - Vier Millionen Lebensträume...".
Ein Stück mit Requiemcharakter, das besonders nahe geht, auch durch das
Viola-Solo von Stefan Latzko. Und in musikalischem Gegensatz dazu im Rhythmus
des pulsierenden Herzens "Lasst mich in Frieden wachsen...Zeigt mir, was
euch trägt". Besonders eindrucksvoll in Text, Gesang und Musik "Wäre
Gesanges voll unser Mund" - ein Lied nach dem jüdischen Hymnus "Nischmat
chol chaj - Alles, was lebt".
Auf der Seite 2: "Und dann von Frieden reden?" Hier wird die Feindbild-Propaganda
des Kalten Krieges und Rüstungswettlaufes enthüllt, einprägsam,
musikalisch bedrängend. Und als eine Art Antwort folgt: "Gegen allen
Augenschein setzen wir den Glauben". Besonders überzeugend! "...gegen
allen Augenschein schafft die Liebe Räume". - Es folgt meditativ
ein Liebeslied "Denk ich an dich, dann in den Farben eines Sommers" und "Leben,
einfach leben", rockig und musikalisch mitreißend gestaltet und
arrangiert. Dass in HABAKUK auch klassische Saiten klingen, zeigt sich bei "Von
allen Seiten umgibst du mich" - nach Psalm 139, eingespielt mit Streichquartett,
Flügel und Konzertgitarre.
Sämtliche Texte sind von Eugen Eckert. Die LP/MC eignet sich besonders
gut für Menschen mit einer Vorliebe für Pop- und Rockmusik. Viele
der Lieder sind gut einsetzbar in Jugendgottesdiensten oder Veranstaltungen
mit jungen Erwachsenen.