Kritik von Klaus Simon zur CD "Die Erde dreht sich zärtlich"
Klaus Simon, Referent für Neues Geistliches Lied und Kinderlied im Bistum
Würzburg
Der Propheten- und Bandname „Habakuk“ steht für Sozialkritisches
und Vision, wie es auch anders gehen könnte - wie Leben im Miteinander
glücken und gelingen kann. „Genau das möchten wir auch zum
Ausdruck bringen: Sich nicht nur im Jammern zu verlieren, sondern nach Potenzialen,
nach Visionen zu suchen, von Heilsamem zu erzählen.“ (vgl. Interview
von Andreas Klawikowski "Wenn Dein Kind Dich morgen fragt", erschienen
im biblioviel Verlag 2005).
Herzlichen Glückwunsch! Die nach mittlerweile 30 Band - Jahren 14. Habakuk
- Produktion „Die Erde dreht sich zärtlich“ (2005) - ausschließlich
mit Texten von Eugen Eckert - bleibt diesem Anliegen treu. Die Stile, Sounds
und Themen der 15 Titel mit über einer Stunde Spielzeit sind bunt durchgemischt,
stammen sie doch musikalisch aus verschiedenen Federn (6 x Andreas Neuwirth
(kb), 4 x Alejandro Veciana, je 1 x Jan Koslowski (g), Horst Christill, Peter
Reulein, Joachim Raabe, Anna Quigley):
Anlaßorientierte Lieder wie Nr. 3 „Den Boden unter meinen Füssen
spüren“ (zum 95. Katholikentag Ulm 2004), Nr. 13 „Wir haben
seinen Stern gesehen“( zum Weltjugendtag 2005), Nr. 1 „Wenn Dich
Dein Kind fragt“ (zum 30. DEKT 2005) wechseln sich ab mit Titeln wie
Nr. 7 „Besser als ich noch“ (von Eugen Eckert gesungen), Nr. 10 „Aus
Deiner Hand“, und Nr. 11 „Und ob“ nach Psalm 23 zum Thema
Leben und Alter oder Nr. 4 „Was dann“ und Nr. 8 „Gebt uns
Wasser“ zur ökologischen Zukunftsfrage. Der Titelsong Nr. 2 „Die
Erde dreht sich zärtlich“ und die Nr. 9 „Gottes Hand hat uns
geschaffen“ beschäftigen sich direkt mit der Dankbarkeit für
Gottes wunderbare Schöpfung. Hoffnungs- und Segenslieder wie Nr. 5 „Ich
bin gewiß“, Nr. 12 „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“ Nr.14 „Nicht
fertig sein“ und Nr. 15 „Gott schenke Dir“ halten die Visionen
offen. Es sind Lieder zum Zuhören und nachspiel- und singbare Gemeindelieder
auf der CD zu finden, die sicher ihr Publikum finden werden. Eine Notenausgabe
erscheint im Strube-Verlag.
Die Arrangements der Songs sind sehr einfühlsam und abwechslungsreich
gemacht. Die Instrumentierung, deren Ausführung und die Aufnahmetechnik
bürgen für Professionalität. Vier GastbläserInnen, zwei
GaststreicherInnen und drei Gast-ChorsängerInnen lockern so manche Titel
zusätzlich auf. Mit Solosängerin Angi Dietze, die den Songs mit ihrer
Stimme Druck und Power bis hin zu positiver Agressivität verleiht, und
dem zärtlich – meditativen Timbre von Christine Neumann, das mehr
die geistliche – nachdenkliche – auch fromme Ebene der Liedbotschaften
hervorhebt, hat Habakuk eine glückliche Sologesangskombina-tion. Eugen
Eckerts Texte wagen wie immer den Spagat zwischen Glaubens- und Lebens-sprache,
besonders gut gelungen in Nr. 11 „Und ob“ zu Palm 23.
Auch was positiv - kritisches darf nicht fehlen: Der mir persönlich manchmal
etwas zu mittige und stellenweise in den rockigeren Stücken leicht überarrangierte
Sound (vgl. z.B. Nr.2) bekommt in den ruhigeren Stücken mehr Tragweite
und Tiefe (sehr schön in Nr. 12). An manchen wenigen Stellen wünsche
ich mir eine dem Sprechrhythmus adäquatere Vertonung (vgl. Nr. 13 „auf
Gottes Spuren geee-hen“, „…anzubeee-ten). Aber Sound und
Vertonung bleiben natürlich auch Geschmackssache. Und eines noch: Hätte
man im Vergleich zum Booklet der optischen CD-Gestaltung ein bißchen
mehr „Zärtlichkeit“ widmen können?
Titel Nr. 6 „Parkbank, Buch und Sonnenschein“ ist mein Lieblingssong,
nicht nur weil ich diese Besprechung Anfang Mai schreibe. Das ist schon textlich
ein geistliches Lied ohne das direkt zu benennen. Das kann jeder einfach so
spüren. Dadurch wird der Song stimmig und nicht unnötig fromm. Und
die Musik geht ins rockig – südamerikanische Samba-Mambo-Feeling.
Wunderbar Habakuk! Bleibt locker und geht weiter in diese Richtung! Dann wissen
auch die Engel im Himmel was mit Euch anzufangen... mehr sag ich nicht…