Kritik von Dr. Martin Zentgraf zur CD "Es ist Sommer"
Dr. Martin Zentgraf, Deutsches Pfarrerblatt, Heft 5, Mai 2001, S.265.
Zu den Klassikern der neuen ökumenischen Kirchenmusik gehört inzwischen
die Frankfurter Band HABAKUK. Das Lied Eugen Eckerts "Bewahre uns, Gott" hat
nicht nur Eingang in das Evangelische Gesangbuch (Nr. 171) gefunden, sondern
ist auch in viele andere Sprachen übersetzt.
Die neue CD, die das 11. Album dieser Band ist, erschien im Jahr ihres 25.
Geburtstages. Zwei Frauen (Gesang) und sechs Männer (Gesang, Gitarre,
Keyboards, E-Bass und Schlagzeug) haben zwölf Lieder eingespielt, die
von ganz unterschiedlichen Themen handeln und auch musikalisch ein weites Spektrum
abdecken.
Zwei Lieder sind der Losung des Kirchentages in Frankfurt, vom 13.-17. Juni
2001, gewidmet. "Du stellst meine Füße auf weiten Raum" ist
die Kehrzeile des Liedes Nr. 11. Dieses biblische Motto ist so griffig umgesetzt,
dass es beim Kirchentag in Frankfurt vermutlich oft zu hören sein wird.
Die Texte der Lieder stammen ausnahmslos von Eugen Eckert und sind gelungene
Beispiele, wie Glaubens- und Lebenserfahrung in zeitgenössischer Sprache
artikuliert werden kann, ohne seicht zu sein. Sprachlich und theologisch besonders
stimmig ist das Lied Nr. 3 "Wie der Wind". Die vier Verse erinnern
an irische Segensformulierungen und entfalten in ansprechenden Bildern, wie
Gottes Segen uns beflügeln, begleiten, beleben und behüten kann.
Theologisch anregend wirkt auch das Engel-Lied Nr. 6, das anlässlich einer
Hochzeit entstanden ist. Während im ersten Vers der Schutzengel gebeten
wird zu bleiben und Geleit zu geben, wird ihm am Ende des zweiten Verses angeboten: "und
wenn du mich mal brauchst, will ich Engel sein". Dieses einfühlsame
und zarte Lied steht dem vorangehenden Liebeslied nahe, das nicht nur durch
die Musik, sondern auch durch den kurzen, als Anakoluthie gestalteten Text
eine sehr dichte Emotionalität zum Ausdruck bringt.
Das zweite Lied "Es ist Sommer" hat der CD ihren Titel gegeben. "Sehnsucht", "Staunen", "Schönes" und "Dank" sind
Stichworte, die den Text durchziehen und charakteristisch sind für den überwiegenden
Teil der Lieder in diesem Album. Der Dank für die 25 Jahre gemeinsamen
Musizierens sind der Hintergrund dafür, dass die schönen Seiten des
Lebens vorherrschen.
Von Victor Hugo stammt das Wort: "Die Musik drückt das aus, was nicht
gesagt werden kann
und worüber es unmöglich ist zu schweigen".
Eugen Eckert allerdings sagt mit seinen poetischen Liedtexten schon sehr viel
mehr aus, als unsere Alltagssprache normalerweise transportiert. Die Kompositionen
von Alejandro Veciana indes steigern und erweitern diese Poesie in kongenialer
Weise musikalisch. Bis auf zwei Kompositionen von Andreas Neuwirth, der im
neunten Song technisch überzeugend Zuggeräusche integriert, zeichnet
Veciana für alle übrigen Lieder musikalisch verantwortlich. Beim
Hören der CD erschließt sich seine musikalische Handschrift. Überraschende,
manchmal auch abrupte Zäsuren und Schlüsse prägen sich ein und
kehren in verwandelter Form wieder - gleich, ob es sich um Rock handelt oder
eine sensible Melodieführung.
Die neue HABAKUK-CD ist für alle, die neue Lieder schätzen und im
Bereich von Kirche einsetzen, ein intensiver Genuss und eine große Entdeckung.
Da Notenmaterialien beim Münchner Strube-Verlag erhältlich sind (Anm: "Die
Zeit färben", Edition 1729, und "Lebensweise", Edition
9035), kann manches von dem, was HABAKUK auf Tonträger gebannt hat, auch
von anderen musikalisch inszeniert werden.