Kritik von
Dr. Peter Hahnen zur CD "Es ist Sommer"
Sie ist eine der festen und verlässlichen Größen im Spektrum
des Neuen Geistlichen Liedes. Die Rede ist von der Lieder schaffenden und Lieder
aufführenden Formation HABAKUK aus Frankfurt/M. Mit "Es ist Sommer" steht
ein vielleicht zunächst irritierendes Motto über ihrer neuen Einspielung.
Der Titel lässt befürchten, hier wüchse ein profitabler Jahreszeitenzyklus
heran - aber nach den ersten Songs ist klar: auch dieser Silberling vereint
einen bunten Strauß neuer Lieder, deren Einsatz in Workshop, Offenem
Singen, Ferienlager, Gottesdienst und vielen anderen Gelegenheiten lohnen.
Tatsächlich ist der Titelsong ein idealer Beitrag zum Familiengottesdienst,
mit dem immer mehr Gemeinden ihre Kirchgänger in die gro&szml;en Ferien
verabschieden. Flotte Songs ("Ich bin dankbar") wechseln ab mit stillen,
meditativen Liedern ("Wie der Wind"). Es finden sich Gemeinde-lieder
("Weite Räume meinen Füßen") und Sololieder ("In
deine Augen") gleichermaßen. Mit "Bleib, Engel, bleibe" gelingt
Eckert/Veciana ein hervorragendes und im Genre des Neuen Geistlichen Lieds
entbehrtes Hochzeitslied.
Zwölf neue Songs bietet das 11. HABAKUK-Album, mit dem die Band zugleich
ihr 25-jähriges Jubiläum feiern kann. In der musikalischen Ausführung
hochstehend, mit ausgebuffter Percussion, aber immer am überzeugendsten,
wo die Musik nicht von Synthesizer aufgepeppt, sondern schlicht "handgemacht" ist.
Auch mit diesem Tonträger setzt sich der Trend fort zum "Every-Day-Silberling" auch
für zwischendurch ("Mal wieder im überfüllten Zug").
Die dezidierten Gottesdienst-Lieder machen leider nur einen Bruchteil der Spielzeit
(knapp 20 von 60 Minuten) aus. Mit "Könnte ich" verbirgt sich
inmitten des Dutzends neuer Lieder ein hochaktueller "Psalm", der
Klage und Zuspruch vor Gott ausspannt.
Für sämtliche Texte zeichnet Eugen Eckert verantwortlich, der sein
Handwerk versteht. Mit durchweg stimmigen Texten zeigt er wieder einmal, dass
Geist und Neues Geistliches Lied zusammengehören. - Warum jetzt allerdings
auch er in einem seiner Lieder nicht um den Modebegriff "Ressourcen" herumkommt,
bleibt dem Rezensenten schleierhaft.
Alles in allem: ein lohnenswerter Tonträger mit neuen - durchweg guten
- Songs. Man würde wünschen, dass HABAKUK das Neue Lied in seiner
Liturgieorientierung nicht gänzlich aus dem Blick verliert. Eine liturgia
semper reformanda braucht auch immer neue, gute Lieder. Das Synthesizergeklingel
der Christian Contemporary Music kann HABAKUK getrost anderen überlassen.
Dr.
Peter Hahnen ist Referent für Ministrantenpastoral und musisch-kulturelle
Bildung bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj-Düsseldorf).
Veröffentlichung: Das "Neue Geistliche Lied" als zeitgenössische
Komponente christlicher Spiritualität, Münster (Lit-Verlag) 1998.