Die prominente Theologin Dorothee Sölle
gestaltete die Bibelarbeit in der Evangekischen Kirche (Hochheim 25. März
1997)
Hochheim.
Der Abend war eine Art Vespergottesdienst mit Musik. Zwischen den einzelnen
Musikstücken der Gruppe "Habakuk" sprach die Professorin. Ihre
Ausführungen betitelte sie "Die revolutionäre Geduld des Gärtners".
Grundlage war das Lukasevangelium Kapitel 13, 6-9. Hier steht das Gleichnis
vom Feigenbaum der keine Früchte trägt. einer kommt und sagt, man
solle das nutzlose Gewächs einfach abhacken. Doch der Gärtner antwortet,
er wolle düngen und warten.
Dorothee Sölle deutete das Gleichnis auf unsere Tage, in denen die "Politik
der Apartheid" herrsche. Behinderte, Ausländer, Schwierige würden
ausgegrenzt. Sie seien, symbolisch gesprochen, der Feigenbaum. Doch Mitleid sage
nicht, die sind halt so. Mitleid spreche davon, daß solche Menschen kleiner
sind als sie eigentlich sind. solche Menschen hätten die Erfahrung gemacht,
daß sie nicht wachsen dürften und deshalb könnten sie an ihr
Menschsein kaum glauben. Gott nehme nicht die Möglichkeit, sich zu ändern.
Aber Gott benötige die Hilfe menschlicher Hände, damit ein Ändern
möglich wird. Vonöten sei dabei die "revolutionäre Geduld
des Gärtners".
Habakuk in Hochheim mit Horst Christill, Alejandro Veciana, Angi Dietze,
Christine Neumann und Eugen Eckert
Wie
deutlich wurde, will die Theologin das Wort Geduld nicht in der manchmal üblichen
Weise gebrauchen, wo es mit Kuscherei gleichgesetzt wird. Hingegen ist es eher
ein zähes Beharrungsvermögen gepaart mit Vorwärtstreiben.
Das Wort Mitleid werde oft falsch benutzt und Mitleid müsse mit Sentimentalität
nichts zu tun haben. Es könne mit sehr klarem Denken Hand in Hand gehen.
Die Band Habakuk" orientiert sich an der Popmusik und an internationaler
Folklore. Die Texte verstehen in gängiger Umgangssprache die christliche
Botschaft den Menschen des 20. Jahrhunderts zu vermitteln. (jd)