"Vielleicht
schreibe ich, weil ich die
Macht
der Sprache erfahren habe"
Pfarrer Eugen Eckert ist Mitbegründer von "Habakuk"
Offenbach
(clb) – Musik ist für Eugen Eckert ein wichtiger Teil seines Lebens.
Der Lauterborner Gemeindepfarrer, Mitgründer und Sänger der Sakro-Pop-Gruppe „Habakuk“,
investiert dabei seine Zeit nicht nur ins Klavierspielen und ins Singen, sondern
auch in das Schreiben von Texten. „Vielleicht“, so überlegt
er laut, „schreibe ich deshalb Texte und Gedichte, weil ich selbst erlebt
habe, welche Macht in Sprache sein kann, vielleicht ist das der Antrieb“.
1954 wurde Eugen Eckert als Sohn von Ungarndeutschen in Frankfurt geboren.
Bis zu seinem 16. Lebensjahr hat er selbst auch den ungarndeutschen Dialekt
gesprochen, wie seine Eltern es bis heute tun. Und so bekam er immer wieder
zu spüren, wie man zum Außenseiter gemacht wird, nur weil man eine
Sprache nicht perfekt beherrscht. Überhaupt wisse er vieles über
den Umgang der Gesellschaft mit Flüchtlingen aus der eigenen Erfahrung,
sagt er.
In die evangelische Landeskirche ist der Offenbacher Pfarrer erst mit 18 Jahren
eingetreten. Sein Vater ist Katholik. Er gehörte der Freikirche an. Doch
den Schritt in die evangelische Kirche sei er dann sehr bewusst gegangen, weil
er in einer Kirche sein wollte, „die über den Tellerrand schaut,
die Verantwortung auch im Land und in der Welt trägt“.
Zwanzig Jahre besteht in diesem Jahr die
Sakro-Pop-Gruppe „Habakuk“ (von
links): Alejandro Veciana, Marc André Haller, Hajo Dietze, Angi Dietze,
Christoph Maurer, Eugen Eckert, Andreas Neuwirth und Christine Neumann. Jetzt
ist eine neue CD mit dem Titel „Unterwegs“ erschienen, auf der
auch die vier ersten Habakuk-Lieder neu arrangiert zu hören sind.
Foto: Fotostudio Neubeck
Stark
geprägt, ja beeinflusst, wurde Eugen Eckert vom verstorbenen Frankfurter
Stadtjugendpfarrer Martin Jürges. „Wir haben früher direkt
gegenüber der Jugendpfarrei gewohnt“, erzählt er. Da habe man
sich eben gekannt, sei immer mal wieder ins Gespräch gekommen. Martin
Jürges hat ihn dann als jungen Mann auch für die Mitarbeit in der
Pfarrei gewonnen. Jugendfreizeiten hat der junge Eckert geleitet. Und in dieser
Zeit gab es die ersten Bemühungen, modernere Lieder in kirchliche Arbeit
einzubringen. Auch Eugen Eckert hat sich damals für die neuen Weisen begeistert.
Und so entstand die Grippe „Habakuk“, der Pfarrer Martin Jürges
damals den Keller seines Pfarrei als Probenraum und ein Startkapital zur Verfügung
stellte. Auch heute noch proben die Habakuk-Mitglieder dort.
Aber auch die Berufswahl von Eugen Eckert hat Martin Jürges beeinflusst. „Nach
dem Abitur wollte ich eigentlich Medizin studieren“, erinnert sich der
heutige Pfarrer. Vier Jahre habe er auf einen Studienplatz gewartet, während
dieser Zeit unter anderem eine Ausbildung als Krankenpfleger gemacht, eine
Zeitlang Slawistik und auch Musik („dafür war ich nicht gut genug“)
studiert. Und eben auch viel für die Stadtjugendpfarrei gearbeitet. Eines
Tages habe ihn Martin Jürges dann angesprochen. Er mache doch ohnehin
so viel für die Kirche, warum er dies nicht zum Beruf machen würde. „Ich
hatte bis dahin nicht geglaubt, dass ich so etwas machen könnte“.
Sagt Eugen Eckert.
Martin Jürges kam 1983 mit seiner Familie ums Leben, als ein Düsenjäger
am Frankfurter Waldstadion auf de Autobahnzubringer stürzte.
Den Namen „Habakuk“ gaben sich die jungen Musiker 1975 nach einem
Propheten aus dem Alten Testament. Der Satz „Der Gerechte aber wird durch
seinen Glauben leben“, Habakuk 2,4, sei jener, den Luther am meisten
in seiner Entdeckung der Rechtfertigungslehre beeinflusst habe, berichtet Eckert.
Zudem spreche der gesamte Habakuk-Text vom Leben, von drohendem Unheil ebenso
von den Dingen, die gut seien, die fröhlich machten.
1975 wurde „Habakuk“ gegründet „Das war anfangs so etwas
wie ein Familienbetrieb, meine Schwester und deren Freund haben mitgemacht,
meine Freundin und deren Bruder“, erzählt der Theologe. Inzwischen
sind von den Gründungsmitgliedern nur noch Angi Dietze und er mit dabei.
1985 hatte sich die Gruppe nach dem Ausstieg eines Mitgliedes fast aufgelöst,
doch andere Musiker und Sänger fanden sich, die weitermachten.
Heute hat “Habakuk“ acht Mitglieder: Alejandro Veciana, der 1985
zur Grippe stieß, gilt als musikalischer Kopf der Band. Der Gitarrist
und Sänger, Sohn einer Deutschen und eines Spaniers, war als 18jähriger
von Spanien nach Deutschland gekommen, um Musik zu studieren. Marc André Haller,
Kontrabassist, ist erst seit einem halben Jahr dabei. Hajo Dietze, Vikar in
Frankfurt, ist für Live-Mischung und Technik zuständig Seine Frau
Angi Dietze, Sängerin, ist Gemeindepädagogin. Aus Ober-Roden stammt
Christoph Maurer, der in Frankfurt Schlagzeug studiert. Andreas Neuwirth aus
Nieder-Roden studiert in Darmstadt Klavier. Und Sängerin Christine Neumann
ist Arzthelferin.
Immer wieder, so Eugen Eckert, gelte es , einen Spagat zwischen „dienender“ und
vortragender Musik zu leisten. Denn einerseits bestehe der Wunsch, Lieder zu
schaffen, die es ermöglichen, Erfahrungen auszudrücken und diese
auch gemeinsam zu singen; Lieder also, die zum Beispiel auch im Gottesdienst
mit der Gemeinde gesungen werden können. Andererseits aber wolle „Habakuk“ auch
Rock- und Popmusik bieten, die vor allem die Berufsmusiker in der Band zufriedenstellt.
Nach Offenbach wollte der Theologe nie. „Ich bin mit der Rivalität
zwischen Frankfurt und Offenbach groß geworden.“ In Lauterborn
aber sei er mit offenen Armen aufgenommen worden, und mit seinem Kollegen Rainer
Müller verstehe er sich blind. „Ich fühle mich sehr wohl in
Offenbach“, betont er ausdrücklich.