Kritik von Eugen Eckert und Kurt-Helmuth
Eimuth zur LP/MC "Wasserspiegel"
Infodienst
Evangelische öffentlichkeitsarbeit, 13.7.1987, Eugen Eckert und Kurt-Helmuth
Eimuth
"Wasserspiegel" heisst die neue Schallplatte von HABAKUK. Seit elf
Jahren spielt diese Formation neue geistliche Lieder. Mit ihrer neuesten Produktion
stellt sich die Band mit neuen Leuten und neuem Sound vor.
Heutzutage ist das neue religiöse Lied aus den Kirchen nicht mehr wegzudenken.
Doch was in den 70er Jahren als Lied anfing, sich mit der Zeit zum sogenannten
Sakro-Pop mauserte, ist inzwischen vielfach gefällige Pop- und Rockmusik
geworden. Und aus der Jugend in der Aufbruchsstimmung seinerzeit ist inzwischen
die Mütter- und Vätergeneration geworden. Eine Entwicklung, die sich
auch bei der Frankfurter Band HABAKUK vollzogen hat.
Vor elf Jahren, angeregt durch den Kirchentag in Frankfurt 1975, begann die
Formation Lieder von Piet Jannsens nachzuspielen. Aber schon bald textete und
komponierte man selbst. Es erschienen drei - im übrigen heute noch hörenswerte
- Schallplatten. Im letzten Jahr gab es große Veränderungen im Ensemble,
die einem Generationswechsel gleichkommen. Die Neuen bei HABAKUK, Sängerin
Christine Veit, Gitarrist Alejandro Veciana und Pianist Torsten Hampel, beide
studieren Schulmusik an der Frankfurter Musikhochschule, sowie Schlagzeuger
Detlev Schröder, der hauptberuflich im Frankfurter Opernorchester den
Rhythmus angibt, haben den Sound der Band entstaubt.
Da wird jetzt recht munter gerockt und die beiden Gründungsmitglieder
Angi Unrath, Gesang, und Eugen Eckert, Bass und Gesang, fühlen sich hörbar
wohl dabei. Eugen Eckert, der im September sein Vikariat in der Frankfurter
Dreifaltigkeitsgemeinde antritt, in der Angelika Unrath bereits als Gemeindepädagogin
arbeitet, ist Texter und Sprecher der Gruppe. Für die neue Langspielplatte "Wasserspiegel" hat
er wieder alle Texte geschrieben. Sie sind kritischer geworden und greifen
zu Glaubensfragen auch gesellschaftliche Themen auf. "Das Interesse am
Gemeindelied ist erhalten geblieben", sagt Eckert, "doch wollen wir
gerade auch im Vortrag Position zu politischen und existentiellen Fragen beziehen".
Und da wird die Vergiftung des Wassers ebenso angeprangert wie Fremdenhass
und Mietwucher.
Außergewöhnlich ragt auf der Platte die Kantate für Erzählerin
und übersetzerin "Sie rührte sein Kleid an" hervor. Musikalisch
stimmig und filigran, mit schönen melodischen Bögen hat Torsten Hampel
die Erzählung von der blutflüssigen Frau (Markus 5,24 ff.) in der
Auslegung Eckerts in Töne gebracht. Internationale Horizonte tun sich
mit "La Paz del Senor"aus Argentinien auf. In Anlehnung an den aaronitischen
Segen hat Eugen Eckert zur Melodie mit "Bewahre uns, Gott" einen
eigenständigen, neuen Text geschrieben. Daraus ist ein Segenslied erwachsen,
das in seiner spanisch-deutschen Interpretation viele Herzen erreichen wird.
Und wieviel Freude der Kinder-Kanon "Regenbogen, Hoffnungszeichen" auch
den Erwachsenen beim Mitsingen und Mittanzen macht, konnte man in großer
Runde gerade erst auf dem Messe-gelände beim diesjährigen Kirchentag
in Frankfurt erleben.
Mit der ersten selbstproduzierten Platte will HABAKUK Menschen ansprechen;
die gute Musik hören und sich mit Inhalten auseinandersetzen wollen. "Wasserspiegel" ist
ein Hoffnungszeichen dafür, dass Amateurbands durchaus nicht amateurhafte
Schallplatten vorlegen müssen.