Der neue Studentenpfarrer Eugen Eckert kam auf akademischen Umwegen zum Studium
der Theologie
Ein
düsteres Treppenhaus führt in die Freundliche Maisonette-Wohnung
von Eugen Eckert (42), dem neuen Studentenpfarrer der Evangelischen Studentengemeinde
Frankfurt. Dass er erst vor zehn Tagen eingezogen ist, sieht man der gemütlich
eingerichteten Westend-Wohnung nicht an, obwohl sich der Junggeselle „für
die Unordnung“ entschuldigt.
„
Ich kann von hier aus alle Hochhaus-Türme Frankfurts sehen“, freut
sich der gebürtige Bornheimer, gerade aus dem sieben Jahre währenden „Exil“ in
Offenbach zurückgekehrt.
Dort hatte er 198, nach Studium und Vikariat, seine erste Stelle angetreten. „Ich
wäre gerne in Frankfurt geblieben. Offenbach ist zwar nah, doch für
einen Frankfurter natürlich so eine Sache...“ Als Pfarrer der dortigen
Lauterborngemeinde hat er aber an der Stadtgrenze gewohnt, „da war es
nicht so weit nach Frankfurt“, schmunzelt er.
Zum neuen Studentenpfarrer wurde er im Oktober vergangenen Jahres gewählt.
Als die Kirchenleitung ihn fragte, ob er Interesse hätte, „habe
ich zugegriffen, weil ich mir gesagt habe, dass man nicht oft im Leben die
Chance hat, noch mal etwas ganz Neues zu machen“.
Ein Pop-Musiker als Pfarrer? Eugen Eckert
macht’s möglich: Der
neue Studentenpfarrer der Frankfurter Uni spielt seit 20 Jahren mit der Band „Habakuk“ Pop-Musik
für die Kirche. Eines seiner Lieder wurde 1994 sogar in das neue Evangelischen
Gesangbuch aufgenommen. (FR-Bild: Georg Kumpfmüller)
Nach
einigen Monaten Einarbeitungszeit, unter anderem in der Studentengemeinde München
gewöhnt er sich jetzt an die veränderte Situation: „Es ist
schon eine Umstellung, von der kleinen Gemeinde mit 3000 Mitgliedern an die
Uni mit bald 40.000 Studenten. Das ist wohl die neue Unübersichtlichkeit“,
scherzt er.
Sein Werdegang qualifiziert Eckert durchaus zum Studentenpfarrer: Von der Universität
konnte er sich nämlich kaum trennen. 27 Semester lag hat er studiert.
Er lacht: „Sie sehen, ich bin kein Befürworter der Regelstudienzeit.
Ich weiß, dass Studieren sehr viel Spaß machen kann. Früher
gab es Lehr- und Wanderjahre, heute muß man die Studienzeit dafür
nutzen.“ Ernst fügt er hinzu: „Unsere Gesellschaft braucht
Persönlichkeiten, keine Legehühner aus der Batterie.“
Er habe erst auf Umwegen zur Theologie gefunden, wollte eigentlich Medizin
studieren, habe aber keinen Studienplatz gekriegt. Also probierte er es zuerst
mit Physik, dann mit Musikpädagogik und schließlich mit der Theologie.
Die Medizin blieb jedoch das gesamte Studium über sein Traum.
Daß sein Haupt-Studienfach schließlich die Theologie wurde, war
schon in seiner Jugend angelegt: „Meine Sozialisation ist stark von der
Kirche beeinflusst. Ich komme ursprünglich aus der Freikirche. In der
evangelischen Methodistengemeinde am Merianplatz war ich, bis ich 18 wurde,
aktiv.“
Später wurde dann der frühere Stadtjugendpfarrer Martin Jürges,
der 1983 ums Leben am, die Leitfigur des ewigen Studenten Eckert, der sich
im Lauf der vergangenen 20 Jahre bundesweit auch als „Kirchen-Popmusiker“ mit
der Gruppe „Habakuk“ einen Namen gemacht hat.
An seinem neuen Job, sagt er, reize ihn die Aufgabe „mit jungen Akademikern über
die Sinnfrage im Gespräch zu bleiben.“ Sein Hauptziel sei es, der
Vereinsamung an der Uni entgegenzuwirken. Dabei sei es nicht nur erforderlich,
einzelnen in persönlichen Krisen beizustehen, sondern auch, sinnvolle
Freizeitbeschäftigungen anzubieten: „Die Lust am Studieren darf
nicht verloren gehen.“
Hat er denn in einer Zeit, in der die Leute reihenweise aus der Kirche austreten, überhaupt
Hoffnung, dass sich Studenten für die Evangelische Studentengemeinde interessieren? „Die
Erfahrung zeigt, dass sich Studenten vor allem in Krisensituationen an die
Gemeinde wenden.“ Finanzielle Probleme, Prüfungsdruck und partnerschaftliche
Krisen geben, so Eckert, am häufigsten den Anstoß, zum Studentenpfarrer
zu gehen. fra