Predigtreihe in Harpen wurde fortgesetzt mit dem prominenten Prediger und Liedermacher Eugen Eckert aus Frankfurt
Alfred Schiske, Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 11. März 2010
"War es die sakrale Atmosphäre
der altehrwürdigen über
1000-jährigen St. Vinzentius-
Kirche oder ein tiefer Respekt
gegenüber dem prominenten
Prediger und Liedermacher
Eugen Eckert aus Frankfurt?
Oder war die Predigt über das
Thema „Lieder als Nachtherbergen
für Wegwunde”, der
Blick auf das Liedblatt mit
dem Bild von Otto Dix aus
dem Jahre 1938 mit seiner
beeindruckenden Darstellung
von König Saul so fesselnd?
Stille Gespanntheit war in
der voll besetzten St. Vinzentius-
Kirche zu spüren - trotz vieler
moderner Lieder. Das
Glück, den Glauben singen zu
können, brachte die Gemeinde
erst am Ende des denkwürdigen
Gottesdienstes zum
Ausdruck: Dessen Spannung
entlud sich in einem Beifallgewitter
über den Wattenscheider
Jugendchor Maranatha
und seinem Leiter Dominik
Sahm. Es war aber auch ein
Dankeschön an den Prediger,
der das gesprochene Wort mit
den gesungenen Liedern wunderbar
verknüpfen konnte.
In den Mittelpunkt seiner
Predigt rückte Eugen Eckert
die biblische Geschichte von
„David und Saul” und immer
wieder das Bild von Otto Dix,
das dem Dunkel das helle
Licht in der zarten Gestalt von
David mit seinen Liedern entgegenstellt.
Eugen Eckert führte
mit seinen Worten und seinen
Liedern zielstrebig hin zu
Martin Luther. Er führte die
Gemeinde durch ein Wechselbad
der Gefühle, er verknüpfte
bedruckende Schicksale wie
beispielsweise das von Dietrich
Bonhoeffer mit seinem
heilsamen Gedicht „Von guten
Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was
kommen mag”.
Eugen Eckert predigte jetzt in der bis auf den letzten
Platz gefüllten St. Vinzentius-Kirche in Harpen.
»Du stellst meine Füße auf weitem Raum«
Der Maler Otto Dix hat mit
seinem Bild von König Saul
jene dunklen Mächte dargestellt,
„die schwarz gekleidet,
bis an die Zähne bewaffnet,
voller düsterer, todbringender
Fantasien und Pläne” ein
schlimmes Jahrhundert prägten.
Und auf der anderen Seite,
so Eugen Eckert, stellte Gott
dem wegen Machtmissbrauch
mit Liebesentzug gestraften
König Saul das Licht in der
Gestalt Davids entgegen: „Das
Medium, mit dem Gott den
Saul von seinen Depressionen
befreit, ist die Musik, ist
Davids Harfenspiel, sind
Davids Lieder.” Eckert schlug
den Bogen bis in den Alltag,
hin zu Schwermut, Ausgebrannt-
Sein, Depression. Der
Jugendchor setzte stimmgewaltig
mit Unterstützung der
Gemeinde mit dem Vers aus
Psalm 31, „Du stellst meine
Füsse auf weitem Raum”, den
Schlusspunkt der Predigt.
Ohne die traditionellen
liturgischen Gesänge des Gottesdienstes
entfaltete Eckert
den Gästen seine ureigene
Lebensart: Lebendig, fröhlich,
heiter. Ihn stört es - so sein freimütiges
Bekenntnis - wenn
Lob und Freude über die
Schöpfung von Sünde und
Jammertal überschattet werden,
wenn die Gemeinde sitzend
singt und stehend den
Worten der Lesung lauscht.
Als er auf Nachfrage seine
unglaubliche „Produktivität”
als Liedermacher und sein
Engagement für moderne Kirchenlieder
zu begründen suchte,
da fand sich der rote Faden
der Predigtreihe wieder - und
sein ganz persönliches Glaubensbekenntnis:
Mit Herzen,
Mund und Händen jubeln
über Erlösung und Befreiung.